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Historisch gesehen war der Ukraine-Krieg notwendig | Von Peter Haisenko

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Ein Standpunkt von Peter Haisenko.

Das 20. Jahrhundert wird das Amerikanische Jahrhundert genannt. Genauer betrachtet trifft das nur teilweise zu. Wirtschaftlich und militärisch gesehen schon. Mit dem Ukrainekrieg endet es jetzt.

Vor dem Ersten Weltkrieg war es England, das über die Geschicke der Welt dominiert hatte. England muss auch die Verantwortung für die Zwei Weltkriege tragen, aber bereits den Ersten großen Krieg konnte London nicht ohne das Geld und die Militärhilfe aus USA beginnen oder gewinnen. Bis heute ist das Zentrum der Finanzen in London angesiedelt. Bis heute gibt es keinen aktuellen Krieg oder Konflikt, der nicht auf dem Treiben des British Empire beruht. Mit dem Ende des Zweiten großen Kriegs endete die Dominanz der Insel zwischen Nordsee und Atlantik. Die USA waren jetzt Alleinherrscher, wenn auch weiterhin die englische Komponente immer noch ein tragendes Element war. London hat nach wie vor überall seine Finger drin.

Geopolitisch gesehen war es logisch, dass die USA diese dominierende Stellung einnehmen konnten. Durch die Insellage, geschützt durch zwei Weltmeere auf beiden Seiten, hat die amerikanische Industrie keine Schäden durch Kriegseinwirkung erfahren. Im Gegenteil hat die US-Industrie von den Kriegen profitiert und viele Staaten mussten sich bei den USA verschulden. Die 1950er Jahre waren die Hochzeit der amerikanischen Wirtschaft und den Amerikanern ging es so gut wie niemals zuvor und danach. Die Sowjetunion hatte sofort nach Ende des Großen Kriegs demobilisiert und so war niemand mehr da, der die US-Dominanz ernsthaft hätte herausfordern können. Bis 1949 hatte Washington das Monopol auf Atomwaffen. Dann hatte die UdSSR ebenfalls Atombomben und mit dem Satellit Sputnik verfügt sie seit 1957 auch über Trägersysteme, die die USA erreichen können.

Das Atommonopol war gebrochen

Schon im Korea-Krieg zeigte sich, dass die sowjetischen Jagdflugzeuge denen der Amerikaner durchaus ebenbürtig geworden waren. Aber erst am 1. Mai 1960, nachdem eine amerikanische U 2 über Sibirien abgeschossen wurde, mussten die USA ihre Spionageflüge über Russland einstellen. Allerdings blieb es weiterhin so, dass die Dominanz der USA mit ihrer schieren Wirtschaftsmacht rein mengenmäßig nicht in Frage gestellt werden konnte. Mit dem Jahr 1990 verschwand das Gegengewicht zur USA, die UdSSR, nahezu vollständig. Russland lag darnieder und die Welt war unipolar der Willkür Washingtons ausgeliefert. Mit ihren Angriffskriegen haben die USA fortlaufend Länder terrorisiert, die sich nicht freiwillig ihrem Machtmittel Demokratie unterwerfen wollten. Diese Länder waren hilflos gegenüber der US-Militärmacht. Es waren feige und vom Zaun gebrochene Angriffe gegen wehrlose Staaten. Eben Terror vom Stärkeren.

Mit dem „Sieg über den Kommunismus“ 1990 hätte der Frieden und allgemeine Zusammenarbeit über die Welt kommen können. Das wollten die USA nicht. Noch im Jahr 1990 antwortete Präsident George Bush auf die Frage von Gorbatschow, ob der Kalte Krieg jetzt beendet ist: Für Sie schon, für uns nicht. Wie die 1990er Jahre zeigten, hat der Westen, das westliche Kapital, versucht, die Nationalökonomie der neu entstandenen Russischen Föderation mit allen schmutzigen Tricks „aufzukaufen“ und auszubeuten. Dann kam Putin und hat dem ein Ende gesetzt. Kein Wunder also, dass Putin schnell zum Feind erklärt worden ist. Entgegen der Vereinbarungen hat sich die NATO weiter nach Osten ausgedehnt, bis an die russischen Grenzen. Der letzte Baustein war jetzt nur noch die Ukraine.

Farbenrevolutionen und die CIA

Nicht erst während der 2010er Jahre hat die CIA diverse „Farbenrevolutionen“ in der Ukraine mit viel Geld angekurbelt. Alle mit dem Ziel, die Ukraine und Russland zu entzweien. Aber erst 2014 haben die Ereignisse auf dem Maidan zum Erfolg geführt. Kiew hat begonnen, die russische Sprache zu verbieten und ihre eigenen Bürger in den abtrünnigen Provinzen zu ermorden. Zehn Jahre lang und es gab etwa 14.000 tote Zivilisten dort. Der Westen, Merkel allen voran, hat Russland mit den Minsk-Abkommen hinters Licht geführt oder besser, brutal betrogen. Im Februar 2022 hat sich Russland entschieden, all dem Einhalt zu gebieten und das wird dann bei uns als unprovozierter und brutaler Angriffskrieg bezeichnet.

Allerdings war es so, dass sich die vier Ostprovinzen mit einem Referendum, einem Volksentscheid, von Kiew verabschiedet haben und entschieden, fortan zur Russischen Föderation gehören zu wollen. Zum Schutz ihrer Bürger. Russland, Putin, hat dem zugestimmt. Wäre das nicht völkerrechtskonform abgelaufen, wäre der Westen schon längst in Den Haag vorstellig geworden. Sind sie aber nicht weil sie wissen, dass Den Haag Russland völkerrechtskonformes Verhalten hätte bestätigen müssen. Der Zustand ist folglich, dass sich die russischen Truppen nur auf russischem Gebiet aufhalten und ihr eigenes Territorium gegen Kiews Schergen verteidigen. Und es ist Kiew, das weiterhin Zivilisten mit Beschuss terrorisiert, obwohl es eine Munitionsknappheit gibt.

Ohne USA kein Krieg in der Ukraine

Wie beim Ersten und Zweiten Weltkrieg England hätte Kiew diesen Krieg nicht beginnen können ohne die Hilfe der USA und jetzt der NATO-Staaten. Über zehn Jahre ist Kiew aufgerüstet worden und mit Milliarden vor dem Staatsbankrott bewahrt worden. Aber es kam anders, als von der NATO geplant. Es stellte sich heraus, dass Russland schnell gelernt hat, die NATO-Waffen in ihrer Wirkung zu minimieren. Russland hat die Lufthoheit und das ist ein Zustand, den die NATO-Länder nicht kennen und auch nicht damit umgehen können. Es ist das erste mal, dass die NATO auf einen ernstzunehmenden Gegner trifft und das bringt eine Erkenntnis, die das Selbstbewusstsein der NATO massiv beeinträchtigt. Russlands Waffentechnik ist der der NATO überlegen. Vor allem, was die Verteidigungsfähigkeit betrifft. Aber auch die russische Raketentechnik ist der der USA um Jahre voraus, wenn nicht Jahrzehnte. Russland hat Raketen, die die NATO nicht abfangen kann.

Schon im Georgien-Krieg 2008 hat sich gezeigt, dass die russischen Jagdflieger denen des Westens überlegen sind. Die russische Luftwaffe hat die amerikanischen F 16 abgeschossen ohne einen eigenen Verlust. Die USA haben daraufhin ihre extrem teure F 35 gebaut, aber auch die hat sich noch nicht gegenüber einem ernstzunehmenden Gegner beweisen müssen. So ist es unklar, was dieses Flugzeug überhaupt taugt. Auch die hochgelobten deutschen Leopard 2 Panzer und die Panzerhaubitze wurden von der russischen Armee schnell entzaubert. Die sind gut für eine Theaterarmee aber nicht für einen praktischen Einsatz. Selbiges hat sich im Wesentlichen für alle NATO-Waffen herausgestellt. Die gesamte NATO ist nur fähig, wehrlose Staaten anzugreifen. Nicht einmal in Afghanistan konnte die NATO bestehen. Besonders peinlich ist die jüngste Niederlage der USA gegen den Jemen. Der hat die USA gezwungen, ihren Flugzeugträger abzuziehen, um einen bevorstehenden Totalverlust abzuwenden.

Die USA und NATO haben ein Problem

Der Ukraine-Krieg und auch die Scharmützel mit dem Jemen haben gezeigt, es ist vorbei mit der absoluten Dominanz des US- oder NATO-Militärs. Selbst chinesische Kampfflugzeuge haben sich als überlegen gegenüber westlichen Produkten gezeigt im Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Und was ist die Reaktion Europas? Man will noch mehr von den Waffen produzieren, die sich schon als unterlegen herausgestellt haben. Völlig übersehen wird dabei, dass Russland mit seinen überlegenen Hyperschallraketen jeden Punkt in Europa treffen kann und so völkerrechtskonform die Produktion weiterer Waffen unterbinden kann. Das Völkerrecht erlaubt einen Präventivangriff. Gegen Deutschland sowieso, denn Deutschland lebt nach wie vor nur im Waffenstillstand. Fliegt nur ein deutscher „Taurus“ nach Moskau, ist der Waffenstillstand gebrochen von Deutschland und Russland hat das Recht, den Waffenstillstand aufzukündigen. Das kann dann nicht den NATO-Artikel fünf auslösen.

So war der Ukraine-Krieg notwendig, um der Welt eine neue Ordnung zu bescheren. Das Amerikanische Jahrhundert ist beendet, weil die USA und die NATO nicht mehr in der Lage sind, Russland oder China zu dominieren. Das hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Afrika befreit sich vom postkolonialen Joch und wendet sich China und Russland zu. Das, weil diese beiden einen fairen Umgang pflegen, wirtschaftlich und auf Augenhöhe. China, Russland und Indien, die BRICS-Staaten, sind dabei, sich von der Dollar-Dominanz zu befreien. Das gesamte Dollar-System steht vor dem Zusammenbruch und damit ein weiterer Baustein der US-Dominanz. Nicht einmal mehr der „Petro-Dollar“ kann aufrecht erhalten werden, eben weil er nicht mehr mit militärischer Gewalt durchgesetzt werden kann.

Krieg als Katalysator

Krieg beschleunigt Entwicklungen, die sich andernfalls über Jahre, Jahrzehnte hingezogen hätten, wenn sie überhaupt möglich gewesen wären. Die Sanktionen gegen Russland haben dazu geführt, dass Russland weitgehend autark geworden ist und die enge Freundschaft mit China gefestigt hat. Russland baut jetzt zwei zivile Flugzeugtypen, die ausschließlich aus russischen Komponenten bestehen, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch die sind westlichen Produkten zumindest ebenbürtig. So steht der Westen vor dem Dilemma, dass er Russland nichts anzubieten hat in möglichen Verhandlungen. Putin hat schon gesagt, dass ihn die Rücknahme der Sanktionen nicht wirklich interessiert. Der Ukraine-Krieg hat die Hegemonie der USA beendet und so den Weg frei gemacht zu einer friedlichen multipolaren Welt. Man muss sich nicht mehr fürchten vor „Bestrafungen“ durch die USA, die NATO. So könnte man den USA beinahe dankbar sein, dass sie den Ukraine-Krieg hergestellt haben. Trauern muss man nur über den Tod von so vielen jungen Menschen, die wieder einmal Opfer der amerikanischen Großmannssucht geworden sind.

In den Geschichtsbüchern wird man dereinst lesen können: Mit dem Ukraine-Krieg war das amerikanische Jahrhundert beendet.

Anmerkungen

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 02. Juni 2025 bei anderweltonline.com

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Der Autor Peter Haisenko betreibt auch einen Buchverlag. Hier der Link zum Anderwelt Verlag: https://anderweltverlag.com/

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Bildquelle: ivkovmark/ shutterstock


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