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Wenn Wadephul kommt, werden wir Baerbock schmerzlich vermissen | Von Thomas Röper

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Johann Wadephul wird neuer deutscher Außenminister. Es mag absurd erscheinen, aber wir werden Annalena Baerbock sehr bald schmerzlich vermissen

Ein Kommentar von Thomas Röper.

Die Älteren unter uns, zu denen ich auch gehöre, erinnern sich noch an Zeiten, als Deutschland in der internationalen Diplomatie ein Schwergewicht war. Ja, Westdeutschland war ein Vasall der USA, aber die Generation der Nachkriegspolitiker haben sich gegenüber der von den USA vorgegebenen Linie Freiheiten rausgenommen, wie beispielsweise die Ostpolitik, die zum friedlichen Ende des Kalten Krieges entscheidend beigetragen hat.

Verantwortlich dafür waren Politiker wie die Kanzler Schmidt und Kohl, die ihrem Außenminister Genscher weit mehr freie Hand gelassen haben, als es heutige Kanzler tun würden, seit Merkel die Außenpolitik de facto ins Kanzleramt geholt und das Außenministerium weitgehend entmachtet hat. Das Ergebnis der Politik unter Brandt, Schmidt, Kohl und Genscher war, dass Deutschlands Stimme internationales Gewicht hatte. Der Außenminister war damals übrigens über Jahre, sogar Jahrzehnte, der mit Abstand beliebteste Politiker in Deutschland.

All das ist heute undenkbar. Spätestens seit den Amtszeiten von Bundesaußenkasper Heiko Maas und Annalena-360-Gradwende-Baerbock sind deutsche Außenminister nur noch Karikaturen des einst wichtigen und einflussreichen Amtes. Während Heiko Maas so unbedeutend war, dass viele ihn wohl schon wieder vergessen haben, bleibt Baerbock wenigstens durch ihre „feministische Außenpolitik“ (und ihre freundschaftlichen Treffen mit Frauen verachtenden Islamisten der Al Qaida) und ihre vielen „intelligenten“ Äußerungen wie „360-Gradwende“, „Länder, die hunderttausende Kilometer entfernt liegen“, oder „Ostkokaine“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, in bleibender Erinnerung.

Wer aber denkt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, der täuscht sich. Wir werden Baerbock schon sehr bald schmerzlich vermissen, denn nun kommt Johann Wadephul.

Wadephul: „Russland wird für uns immer der Feind sein“

Wadephul ist ein radikaler Transatlantiker und buchstäblicher Russenfresser. Sein Hass auf Russland ist, wie schon bei Baerbock, pathologisch. In einem Telefonat Ende November 2024, bei dem er glaubte, er würde mit dem Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung sprechen, sagte er ganz offen, dass Russland „für uns immer der Feind ´und eine Gefahr für unsere europäische Sicherheit“ bleiben werde.

Das bedeutet, dass es nach dem Wechsel von Baerbock zu Wadephul natürlich keine Änderung der deutschen Außenpolitik geben wird Die Blockparteien CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP sind auf Krieg mit Russland gebürstet und in Russland weiß man das, weshalb man ihnen – selbst wenn die EU und Deutschland irgendwann gezwungen sein werden, wieder mit Russland zu reden – in Moskau kein Wort glauben wird. Die Beziehungen zwischen Russland einerseits und der EU (darunter vor allem Deutschland und Frankreich) andererseits sind komplett zerstört.

Während es in den USA möglich war, dass ein Präsident gewählt wird, der für eine wirklich andere Politik steht als sein Vorgänger, ist das in der EU und auch in Deutschland de facto ausgeschlossen. Das System ist in Europa so aufgebaut, dass eine wirkliche Politikänderung praktisch ausgeschlossen ist. Der Fachbegriff dafür lautet wohl „gelenkte Demokratie“.

Aber es gibt einen Unterschied zwischen Baerbock und Wadephul: Wadephul ist nämlich nicht so strunzdumm wie Baerbock, weshalb solche öffentlichen Blamagen, wie sie unter Baerbock zur Normalität geworden sind, bei Wadephul wohl ausbleiben werden. Und das macht Wadephul viel gefährlicher als Baerbock.

Dass Baerbock eine dumme Nuss ist, die niemand ernst nimmt, war ein großes Glück für Europa. In Russland galt sie von Beginn ihrer Amtszeit an als Lachnummer, weshalb es keine ernsthaften Folgen hatte, als Baerbock – immerhin in ihrer offiziellen Position als deutsche Außenministerin – Russland im Januar 2023 vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates de facto den Krieg erklärt hat.

Baerbock war ungefährlich, aber unterhaltsam

Das hatte vor allem deshalb keine internationalen Folgen, weil nicht nur die russische, sondern auch alle anderen Regierung der Welt wussten, dass die Dame schlicht infantil und nicht die hellste Kerze am Baum ist. Man nahm sie nirgendwo ernst.

Das könnte mit Wadephul anders werden. Er wird zwar nicht in der Lage sein, Deutschlands internationale Autorität wiederherzustellen, dazu ist Deutschland zu sehr treibende Kraft der Politik des Westens, die im globalen Süden auf immer offener gezeigte Ablehnung stößt. Wadephul wird die neokoloniale und arrogante Politik des Westens weiterverfolgen.

Aber Wadephul ist nicht so strunzdumm wie Baerbock, weshalb man ihn auf der internationalen Bühne wesentlich ernster nehmen wird, wenn er – ob öffentlich oder hinter verschlossenen Türen – für eine anti-russische, den Krieg fördernde Politik trommeln wird. Und das kann durchaus gefährlich werden, wenn das beispielsweise mit deutschen Taurus-Lieferungen an Kiew zusammenfällt, was Russland als Kriegsbeteiligung Deutschlands „mit allen sich daraus für Deutschland ergebenden Konsequenzen“ bezeichnet hat. Wenn das auch noch von provokanten Äußerungen eines deutschen Außenministers begleitet wird, der – im Gegensatz zu Baerbock – versteht, was er selbst sagt, kann das noch schneller sehr gefährlich werden.

Baerbock wird uns daher fehlen. Sie war ungefährlich, weil sie international niemand ernst genommen hat, aber sie war immerhin unterhaltsam. Im schlimmsten Fall wird das bei Wadephul genau andersherum: ihn könnte man international ernst nehmen, aber unterhaltsam dürfte der Mann nicht werden.

Das Sicherheitsrisiko Wadephul

Allerdings hat sich gezeigt, dass auch Wadephul keine Intelligenzbestie ist, auch wenn er Baerbock natürlich nicht das Wasser reichen kann. Wadephul ist im November 2024 auf den oben kurz erwähnten Telefonstreich der russischen Prankster hereingefallen. Das ist schon vielen Persönlichkeiten im Westen passiert (siehe beispielsweise hierhierhierhier und hier) und ist weniger ein Zeichen der mangelnden Intelligenz der Betroffenen, als ein Zeichen der Inkompetenz ihrer Mitarbeiter, die auf die russischen Jungs hereinfallen und die Telefonate zulassen.

Dass Wadephul keine Intelligenzbestie ist, hat sein Verhalten nach dem Telefonat gezeigt. Das Telefonat fand Ende November statt und Anfang Dezember ist Friedrich Merz nach Kiew gefahren, um sich mit Selensky und auch mit dem Chef seiner Präsidialverwaltung Andrej Jermak zu treffen. Mit dabei war natürlich Johann Wadephul, der damals stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU unter anderem für das Thema Sicherheit war, und der glaubte, nur wenige Tage zuvor mit Jermak telefoniert zu haben.

Die russischen Prankster dachten natürlich, dass ihr Prank bei dem Treffen in Kiew auffliegen würde, weil Wadephul an dem Tag den echten Andrej Jermak treffen würde und dabei hätte er eigentlich merken müssen, dass er einige Tage zuvor offensichtlich nicht mit dem echten Jermak telefoniert hat, sondern von irgendwem reingelegt worden ist.

Aber Fehlanzeige.

Stattdessen hat Wadephul auf der Rückfahrt aus Kiew nach Deutschland eine Textnachricht an „Jermak“ geschickt und sich für die interessanten Gespräche in Kiew bedankt. Allerdings hat er die Nachricht eben nicht an den echten Jermak geschickt, sondern an die Nummer, die er von seinem Gesprächspartner des Telefonats hatte. Mit anderen Worten: Wadephul hat seine für Jermak bestimmten (und möglicherweise vertraulichen) Textnachrichten an die Prankster in Moskau geschickt.

Die waren recht überrascht, haben das Spiel aber mitgespielt und natürlich geantwortet, dass auch sie sich für die interessanten Gespräche bedanken. Danach gab es noch weitere Kontakte, so hat Wadephul Jermak in Kiew, also in Wahrheit den Prankstern in Moskau, beispielsweise frohe Weihnachten gewünscht und so weiter.

Und so ein Mann, der sogar nach einem persönlichen Treffen mit einem Mann, mit dem er einige Tage zuvor meinte, telefoniert zu haben, nicht bemerkt, dass er reingelegt wurde, soll demnächst deutscher Außenminister werden…

Aus aktuellem Grund zeige ich hier daher noch einmal die Übersetzung der russischen Fernsehsendung über den Prank mit Wadephul, bei der ich übrigens auch als Gast eingeladen war. Zur Erinnerung: Das Gespräch mit Wadephul fand Ende November 2024 statt und die Sendung wurde Ende Dezember aufgezeichnet.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. 

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Dieser Beitrag erschien am 29. April 2025 auf dem Blog anti-spiegel.

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Bildquelle: penofoto/ shutterstock


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